Thema Handarbeit

Menschenbildung in der Waldorfschule ist unter anderem auch Ausbildung handwerklicher Fertigkeiten. Im Handarbeitsunterricht lernen die Kinder die allgemeinen Handarbeitstechniken wie Stricken, Häkeln, Sticken, Nähen hauptsächlich an der Bekleidung des Menschen kennen. Dabei wird in der ersten Klasse mit dem Stricken begonnen. Die natürliche Bewegungs- und Schaffensfreude der Kinder erleichtert das Erlernen der schwierigen Handarbeitstechniken.

Die langsam wachsende Handarbeit vermittelt den Kindern Vertrauen in das stetig sich entwickelnde Können. Die Tätigkeit der Hände führt im gegenseitig abhängigen Entwicklungsprozess des jungen Menschen zu einer Reifung und Ausbildung des Gehirns. Dieser Prozess bewirkt eine Erweiterung der geistig-intellektuellen Fähigkeiten des Kindes. Wegen der in den ersten Schuljahren noch vorhandenen Entwicklungsmöglichkeiten des Gehirns wird auf die Ausbildung handwerklicher Fertigkeiten anhand schwieriger Bewegungsabläufe besonderer Wert gelegt.

Handarbeitsunterricht ist nicht nur Handwerksunterricht, sondern ist auch ein künstlerisches Fach. Es wird mit vielen Farben und Formen gearbeitet. Diese sollen in Beziehung zueinander gebracht werden, um ein schönes und ästhetisch ansprechendes Produkt zu ergeben.

Mit Beginn größerer und komplizierterer Näharbeiten ab der 5. / 6. Klasse wird Geometrie an Formen und deren Verwandlung durch Umkehr nebenbei geschult. Aus verschiedenen, links herum aneinander genähten Flächen entsteht nach dem Wenden ein Tierkörper. Erst mit komplizierten Kurven als Körperschnitte versehene Stoffteile lassen aus einem großen Stück Stoff ein Bekleidungsstück entstehen.

Handarbeitsunterricht an der Waldorfschule ist mehr, als nur das Erlernen von seltenen Handarbeitstechniken. Die Gewissheit, sich selbst helfen, Bekleidung reparieren oder gar herstellen zu können, gibt Selbstbewusstsein. Grundsätzlich speist es sich auch aus der Ausbildung der Handgeschicklichkeit schlechthin.